Bibliothek Helmut H. Brand

 Präsentation selbsverfasster Prosatexte

 

Home

Romane

Drama

Kinderbuch

Stories

Ipressum

Kontakt

 

Download Sehnsucht nach Rückkehr

Roman • 263.668 Zeichen • 168 Ruchseiten

Alois Schmidt, ein Mann in den besten Jahren, kommt nicht zur Ruhe. Weder das Leben in gesicherten Verhältnissen, noch die Ehe mit seiner Frau Ingrid, die er liebt, noch die Geburt der gemeinsamen Tochter Natascha können ihm das Gefühl nehmen, sein Leben zu verpassen. Und dann bricht er aus, um endlich all das zu tun, was er schon immer hatte tun wollen, schmeißt seinen Job hin und lässt seine junge Familie zurück. Er experimentiert mit sich selbst und schockiert seine Nächsten – und scheitert gnadenlos. Seine desolate Psyche zwingt ihn schließlich in die Knie...

„‘Eines Tages werde ich fortgehen’, hatte Alois einmal zu seinem Vater gesagt. Erst an diesem Abend, als der gescheiterte Ehemann und Vater Zigaretten holen ging und nicht wiederkam, hatte Alois Schmidt sein Versprechen wahrgemacht. Es stand nirgendwo geschrieben, nur in seiner Geschichte, deren Autor er selbst und nicht sein bisheriges Schicksal war. Der Mann, der da weinend durch die nächtlichen Straßen schlich, trug den Kummer des Kindes in sich, das von zu Hause ausgerissen war. Aber Kinder können keine Väter sein und Kinder kehren fast immer wieder nach Hause zurück.“

Rückblenden in die noch sprachlose Babyzeit verdeutlichen das regressive Potenzial des Helden, dessen früheste Kindheitserfahrungen ihn immer wieder unbewusst einholen:

„Sie wiegt ihn in Ihren Armen. Alles ist so schön und so gut. So schön, wenn sie sich seiner annimmt und die gute alte Welt wieder herstellt. Jetzt wird es wieder so sein wie früher, und diese warme, weiche Welt wird nicht noch einmal zerreißen. Schließlich hat er gelernt, sich festzuhalten, kann selbst in den Lauf der Geschehnisse eingreifen, und, wenn er sich nur fest genug hält, kann nichts passieren. Aber dann spürt der diesen kalten Luftzug und sieht diesen bösen Mann näherkommen, diesen Riesen, der ihm immer wieder seine Mama, diese warme, wohlriechende, zärtliche Mama, wegnimmt.
‘Nein, nein, tu das nicht, ich will das nicht, nimm sie nicht wieder fort!’“

Der Held durchleidet eine Psychose, die zwar mit einem absoluten Realitätsverlust einhergeht, aber ihre Wurzeln gleichfalls tief in einer real erlebten, frühkindlichen Erfahrungswelt geschlagen hat.

„Alois hatte noch nie derartiges Gewächs gesehen, augenscheinlich mit einer Überdosis Chlorophyll gespritzte Schlingpflanzen, die unentwegt in die Höhe sprossen und dabei so sehr safteten, dass sich diese ganze verschwenderische, schleimige Flüssigkeit am Boden in kleinen Pfützen sammelte und dazu einen sonderbaren Geruch verströmte, einen schweren, süßlichen Duft, der einem die Sinne vernebelte. Alois kannte diesen Geruch, aber er kam nicht drauf, woher. Als er sich umwandte, erblickte er die schwarze Moni hinter sich, die ihm ein Zeichen gab, näher zu kommen. Als er ihrem Wink folgte, erkannte er, dass sie splitternackt war und scheinbar wie die Pflanzen aus dem Boden emporkroch. Auch auf ihrer nackten Haut klebte diese saftige und, wie er jetzt empfand, wohlriechende Flüssigkeit. Es wurde plötzlich so warm, und weil die Pflanzen sich an seinen Kleidern festzuhalten schienen, streifte er sie Stück für Stück ab, auf dem Weg zu ihr. Aber dann hörte er wieder eine Stimme, eine, die er von früher kannte. Es musste schon sehr, sehr lange her gewesen sein, dass er diese sanftdrohende flache Stimme zum letzten Mal gehört hatte.
’Alois, Alois, tu das nicht! Nicht! Komm her zu mir. Liebst du mich denn nicht? Wenn du nicht zu mir kommst, werde ich dich weggeben. Ungezogene Kinder kommen ins Heim. Das willst du doch nicht, Alois? Also komm her zu mir. Und zieh dir Deine Sachen an. Schau nur, wie schmutzig du dich gemacht hast!’“

 

Sehnsucht nach Rückkehr Covergestaltung: Birgit Silberg

„Unser schwerstes Trauma bleibt ein Leben lang die Erkenntnis, dass die Mutter sich von uns lösen kann, ein uns gegenüberstehendes Objekt darstellt.“

                       Michael Balint: Angstlust und Regression.

Inhalt / Worum es geht

Psychologischer Hintergrund