Bibliothek Helmut H. Brand

 Präsentation selbsverfasster Prosatexte

 

Home

Romane

Drama

Kinderbuch

Stories

Ipressum

Kontakt

 

Download Vermeintliches Schicksal

Erzählung • 167.000 Zeichen • ca. 85 Buchseiten

anderer Arbeitstitel: Blutrot

Prolog: „Das Leben schreibt seine Geschichten in jedem Augenblick, wenn es sein
                 muss im Frühjahr mit Blut.“

... Rache, Aufbegehren und Selbstbehauptung führen in ein Desaster aus Verkrüppelung, Gefängnis und Tod. Die Clique versagt und die Zurückgebliebenen müssen schließlich einsehen, dass ihr Scheitern nicht Schicksal, sondern das Resultat ihrer eigenen Verirrungen ist.


Inhalt / Worum es geht

Bastian, Micki, Nicole, Andreas, Konrad und Babsi sind Freunde mit völlig unterschiedlichen Interessen. Was sie verbindet ist die Erfolglosigkeit. Sie alle stehen irgendwie im Abseits der Gesell-schaft, wollen sich nicht anpassen oder können es nicht, in ihrer gemeinsamen Clique finden sie alle die Geborgenheit, die ihnen durch Schicksal und Missverständnisse in ihrer Jugend verwehrt blieb.

Als Babsi, die Jüngste, einer Vergewaltigung zum Opfer fällt, und Bastian das Mädchen blindlings zu rächen versucht, wobei er sich eine schwere Verletzung zuzieht, entwickelt sich daraus das tragi-sche, vermeintliche Schicksal der Clique.

Während Bastian sich verzweifelt weigert, seine Verwundung von einem Arzt behandeln zu lassen, nimmt der arbeitslose Micki die Verfolgung des Vergewaltigers erneut auf und entlarvt einen Ring von Rauschgifthändlern. Zu seiner Bestürzung stellt er fest, dass ebendiese Männer des Drogengeschäfts in der Gesellschaft das Ansehen genießen, das ihm selbst verwehrt wurde. Ihr Ehr-geiz und ihr Erfolg sind die Eigenschaften, deren Mangel sein Vater ihm zum Vorwurf machte. In Mickis Augen nehmen die Dinge einen unweigerlich tragischen Verlauf:

Bastians verwundetes Bein fällt durch eine zu späte medizinische Behandlung einer Entzündung zum Opfer. Seine Freundin Nicole beschuldigt ihn und die anderen drei Männer, den Verwundeten seinem eigenen Stursinn überlassen zu haben. Sie zieht, ge-meinsam mit Babsi, in eine andere Stadt um, wo sich der bisher unbekannt gebliebenen Schauspielerin eine neue Chance bietet. Konrad, der älteste, genannt ‘der Assistent’, ein studierter Sozio-loge, dem die ersehnte, wissenschaftliche Laufbahn stets versagt blieb, schreibt ein Buch über das er nicht redet, indem er das sich in ihrer Clique abspielende Geschehen zu analysieren versucht, glaubt er, erkannt zu haben, dass die ethischen Ansprüche eines jeden Menschen sich ausschließlich aus seinem jeweiligen Milieu entwickeln. Ohne Bildung kein Empfinden und also auch keine Schranke für die Vollstreckung eines sinnlosen Racheaktes.

So gehen sie alle ihre Wege und die Clique bricht auseinander. Micki, der alles verloren sieht, will sein Recht, und er will es von denen, die trotz aller Schuld nie die Rechnung präsentiert be-kommen. Doch sein Versuch, den skrupellosen Rauschgiftring zu berauben, scheitert kläglich; er tappt in eine Falle. Mit dem Rauschgift von der Polizei gestellt, als Dealer vor Gericht wegen Rauschgifthandel angeklagt, verurteilt ihn eine blinde Justiz und gibt so – in Vertretung des Volkes – Konrads Theorie recht. Von einem arbeitslosen Verkäufer, der zudem seine Anstellung von sich aus aufgab, waren keine hohen moralischen Ansprüche zu erwarten. Und der inhaftierte Micki, einst bedingungsloser Realist, der immer glaubte, dass jeder Mensch seines eigenen Glückes Schmied sei, zerbricht unter dem fatalen Justizirrtum und interpretiert alles, was ihm wiederfuhr, als Teil eines ignoranten, gemeinen Schicksals.

Hilflos und alleingelassen mit seinen trüben. Gedanken setzt er seinem Leben ein Ende.

Mickis Tod führt alle ehemaligen Freunde wieder zusammen an die einstige Begegnungsstätte. Vorwürfe werden erhoben. Man will sich gegenseitig zur Verantwortung ziehen – sich selbst ebenso wie allen anderen die Schuld an Mickis Tod zusprechen.

 

Vermeintliclhes Schicksal „Von einer arglistigen Vorsehung verfolgt, hatte er selbst Hand angelegt, um seinen tragischen Lebenslauf zu realisieren.“

Allein Andreas, der ohne ein neues Ziel an ihrer Begegnungs-stätte zurückblieb und daher die Freunde nacheinander scheiden sah, errät, was sich in Wahrheit zugetragen hat: Die Geschehnisse unterlagen nämlich nicht, wie Micki am Ende geglaubt hat, einem unerbittlichen Schicksal, sondern waren das Resultat fehl-gelenkter Orientierung. Unter den Vorwürfen der Erfolgreichen, dem Zeigefinger der etablierten Gesellschaft, hatten sie ihre kleine Gemeinschaft aufgegeben, die viel mehr war als nur eine zufällige Bekanntschaft. In dieser einzig ehrlichen Verbindung der Ausgestoßenheit aus einer nur nach Erfolg blinzelnden Ge-sellschaft hatten sie einstmals alle Kraft gezogen. Sie war die Energiequelle, die versiegte, als man sich überreden ließ, nur der persönlichen Zielstrebigkeit zu gehorchen. Und als die Quelle versiegte, musste Micki verdursten,

Diese Wahrheit schlägt Andreas seinen Freunden ins Gesicht, in aller Ruhe und ohne Anklage, denn Anklage hält er seit Mickis Inhaftierung für sinnlos. Und einige Zeit später wiederruft der sogenannte ‚Assistent’ seine eigene Theorie in aller Öffentlich-keit. Er bezichtigt seine Idee der schäbigen Lebenslüge. Er war eines Besseren belehrt worden.

Textauszüge